Forschungsbriefing: Alles auf einmal, und zwar jetzt! Theo Parker über ADHS

Shownotes

Forschungsbriefing #1: Theo Parker über ADHS, den richtigen Umgang mit psychologischen Studien und wie ADHS in den sozialen Netzwerken zu "fan fiction" wird.

„ADS“: Jahrzehntelang verband man mit diesen drei Buchstaben, kurz für Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, ziemlich krude Vorstellungen von Kindern, die nicht stillsitzen konnten, von ständig knetenden Fingern und dem Unvermögen, einer Konversation zu folgen.

Mittlerweile hat sich der gesellschaftliche und psychologische Blick auf Symptome dieser Art aber gewandelt. Unter „ADHS“, also Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, versteht man eine Störung der neuronalen Entwicklung. Sie beeinträchtigt durch verschiedene Symptome Aufmerksamkeit, kognitive Leistung, Selbstregulation und die körperliche Auslastung. Und der Anstieg der Diagnosen in allen europäischen Ländern in den letzten 20 Jahren ist enorm – besonders bei Erwachsenen. Denn anders als noch zu Zeiten der ehemaligen Diagnose „ADS“ ist „ADHS“ kein Störungsbild mehr, das man primär Kindern zuordnet.

Und während die wachsende Aufmerksamkeit für das Thema für Betroffene wünschenswert ist, kommt es vor allem in den sozialen Medien zu einer zunehmend unwissenschaftlichen Debatte über ADHS. Vom Duschverhalten bis zu Essgewohnheiten: Bei vielen Menschen, die über ADHS bei TikTok oder Instagram sprechen, bezieht sich irgendwie alles auf ihre Diagnose. Das Problem: Diese Diagnose ist oftmals selbst gestellt. ADHS bewegt sich in den hitzigen Debatten auf den Plattformen in der Wahrnehmung irgendwo zwischen Defizit und Superkraft.

Genau damit beschäftigt sich auch unser Gast im ersten Forschungsbriefing. Im Buch „Alles auf einmal, und zwar jetzt“ beschäftigt sich der Psychologe und Wissenschaftsjournalist Theo Parker mit ADHS, unserem gesellschaftlichen Blick auf die Diagnose und damit, was im Internet so alles aus dem Thema ADHS gemacht wird.

Warum er den Umgang im Internet mit ADHS manchmal als Fan Fiction versteht, was genau die Störung überhaupt ist und wieso die Diagnose selbst nur ein Startpunkt für Betroffene ist, erklärt Theo Parker in dieser Podcastfolge.

Er selbst hat die Diagnose ADHS, und unser Host Jonas Ross will von ihm wissen: Hat unsere Gesellschaft ein falsches Bild von ADHS?

Links mit weiteren Informationen:

Zum Buch „Alles auf einmal, und zwar jetzt!“ von Theo Parker Zu Theo Parker selbst Zur im Podcast genannten Studie

Transkript anzeigen

00:00:02: Hi und herzlich willkommen zum ersten Forschungsbriefing vom Podcast Stand der Forschung.

00:00:08: Mein Name ist Jonas Ross und in dieser Folge sprechen wir über ADHS.

00:00:27: In unserem Forschungsbriefing sprechen wir in jeder Folge mit Wissenschaftsjournalistinnen über die Themen, mit denen die sich gerade beschäftigen.

00:00:37: Und wir lassen sie die großen und kleinen Erkenntnisse der Wissenschaft für uns einordnen.

00:00:42: Gemeinsam versuchen wir den Stand der

00:00:45: Forschungsvermitteln.

00:00:46: Und in dieser Folge machen wir das mit dem Psychologen und Wissenschaftsjournalisten Theo Parker.

00:00:58: Unruhige Finger und Füße im langen Termin Die Angst vor monotonen Aufgaben, die sich wie eine unüberbrückbare Hürde anfühlen, oder der rasante Verlust der Konzentration durch äußere Reize in einem Gespräch.

00:01:12: Das sind nur drei Ausprägungen, die zusammen mit vielen weiteren Merkmalen die Grundlage für die Diagnose ADHS bilden.

00:01:20: ADHS, oder vollständig Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätssyndrom, wird mal als neurologische Entwicklungsstörung, mal als Verhaltensstörung bezeichnet.

00:01:32: Das Bundesministerium für Gesundheit schreibt

00:01:34: zum Beispiel,

00:01:35: hinter ADHS verbirgt sich eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen.

00:01:42: Man nimmt an, dass etwa zwei bis sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter krankhaften Störungen der Aufmerksamkeit und an motorischer

00:01:49: Unruhe leiden.

00:01:50: Doch

00:01:51: das ist aus zwei

00:01:52: Gründen nur die Spitze des Eisbecks.

00:01:54: Denn zum einen sind da nicht nur die offensichtlichen, also die motorischen und kognitiven Symptome.

00:02:01: ADHS kann auch schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit oder auf weite Teile des Alltags der Betroffenen haben.

00:02:09: Bei starkem Leidensdruck erleben Menschen mit ADHS nicht selten depressive Phasen.

00:02:15: Kämpfen mit ihrem Selbstwertgefühl oder leiden unter den Folgen von Überforderung oder Vergesslichkeit.

00:02:21: Und zum anderen betrifft ADHS anders als vor einigen Jahrzehnten noch angenommen, nicht nur Kinder.

00:02:28: Im Gegenteil.

00:02:29: Eine Jahrzehnte zwanzig erhobene Auswertung von Patientendaten aus Großbritannien zeigt, dass die Zahl der ADHS-Diagnosen zwischen zweitausend und zweitausendachzehn in allen Altersgruppen anstieg.

00:02:42: Am allermeisten bei Erwachsenen.

00:02:45: Und das gilt auch für Deutschland.

00:02:47: Dem Thema ADHS bei Erwachsenen wird also mehr und mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

00:02:53: Erst mal wünschenswert.

00:02:55: Aber

00:02:55: das hat auch seine Schattenseiten.

00:02:58: Und die kennt auch er.

00:03:00: Genau, wenn ich auf Social Media gehe, kriege ich sehr, sehr viele speziell auf ADHS zugeschnittene Angebote.

00:03:06: Und ich finde es wirklich totaler Wahnsinn, was da abgeht.

00:03:10: Weil einfach... sehr, sehr viele Merkmale dann irgendwie auf ADHS zugeschnitten werden.

00:03:19: Das ist Theo Parker.

00:03:21: Er erkundet, wie er sagt, am liebsten die Grenzgebiete zwischen Psychologie

00:03:25: und

00:03:25: aktuellen politischen Streitthemen.

00:03:27: Theo hat Psychologie studiert, arbeitet seit Jahren als Wissenschaftsjournalist und steckt parallel mitten in seiner Weiterbildung zum Psychotherapeut.

00:03:36: Und Theo Parker hat selbst ADHS.

00:03:40: Im September, twenty-fünfundzwanzig erscheint sein Buch.

00:03:43: Alles auf einmal und zwar jetzt.

00:03:46: Und in dem Buch wirft er einen detaillierten wissenschaftlichen

00:03:49: Blick

00:03:49: auf die Diagnose ADHS, auf unseren gesellschaftlichen Umgang mit der

00:03:54: Störung

00:03:55: und auch auf die eben genannten

00:03:57: Schanze.

00:04:03: Denn immer mehr Menschen teilen ihren Zugang zum

00:04:06: Thema ADHS mit und tauschen sich darüber auf Social Media aus.

00:04:11: Und durch zigtausende Videos zu dem Thema toben hitzige Debatten um das Störungsbild.

00:04:17: Duschverhalten, Essgewohnheit, Freundschaften, Schlaf, Rhythmus, Arbeitsalltag.

00:04:22: Bei Instagram und TikTok hat bei einigen Menschen irgendwie alles mit ADHS zu tun.

00:04:27: Und dabei wird die Störung mal als Defizit bezeichnet und mal sogar

00:04:33: als Superkraft.

00:04:35: Doch allzu oft steckt hinter der vermeintlichen Aufklärung zum Leben mit ADHS

00:04:40: etwas Gefährliches,

00:04:41: eine Selbstdiagnose.

00:04:43: und damit verbunden eine falsche Darstellung der Diagnose ADHS.

00:04:49: Das kann ziemlich gefährlich sein, auch für unseren gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Störungen.

00:04:56: Warum das so ist?

00:04:57: Das und vieles mehr klären wir gleich im Interview mit

00:05:01: Theoparker.

00:05:06: Was also ist ADHS genau?

00:05:09: Haben wir tatsächlich ein falsches Bild von der Störung?

00:05:12: Und warum vergleicht Theoparker den Umgang in den sozialen Medien mit ADHS mit dem Phänomen Fanfiction.

00:05:20: All das und mehr frage ich

00:05:21: Ihnen jetzt.

00:05:22: Das ist Stand der Forschung und ihr hört das

00:05:24: Forschungsbriefing

00:05:25: Nummer eins.

00:05:26: Und jetzt geht's los.

00:05:32: Theo Parker ist mein Gast im allerersten Forschungsbriefing und ich freue mich sehr, dass du da bist.

00:05:37: Lieber Theo, herzlich willkommen.

00:05:39: Danke für die Einladung.

00:05:41: Ich sitze gerade in einem Hotelzimmer in München.

00:05:42: Das ist für mich als Hamburger eigentlich schon eine besondere Situation.

00:05:46: ist aber verglichen mit dem, wo ich dich gerade antreffe, eigentlich gar nichts.

00:05:51: Kannst du mir kurz schildern, wo du dich gerade befindest?

00:05:53: Weißt du es überhaupt?

00:05:55: Ich bin gerade auf dem Schiff Sea-Watch V und wir sind gerade an Malta vorbeigefahren und gerade ungefähr auf der Höhe von Sizilien.

00:06:03: Wir haben ungefähr sechzig Geretteter an Bord und steuern jetzt die nächsten sicheren Hafen an.

00:06:08: Und ich bin gerade jetzt die letzten fünf Wochen ungefähr mit Sea-Watch mitgefahren.

00:06:14: Und war da als zweiter Koch tätig.

00:06:17: Und bin, sag ich mal, noch.

00:06:19: Echt Wahnsinn.

00:06:20: Also, das heißt, du bist jetzt schon vierzig Tage auf See.

00:06:23: Ungefähr,

00:06:23: ja, genau.

00:06:24: Und wir kochen gerade für ungefähr neunzig Leute.

00:06:26: Also, dreizig Personen Crew und ungefähr sechzig Gäste,

00:06:31: ja.

00:06:31: Also, echt, echt Wahnsinn.

00:06:33: Und umso dankbarer bin ich, dass du dir die Zeit genommen hast.

00:06:37: Wir wollen heute sprechen über... ADHS.

00:06:40: Und das liegt unter anderem auch daran, dass du darüber sprechen kannst, dass ein Buch auf dem Weg ist bzw.

00:06:46: wenn dieser Podcast erscheint, wahrscheinlich gerade erschienen ist.

00:06:49: Ich meine, am achtzehn neunten erscheint ein Buch, ne?

00:06:51: Genau, am achtzehn September und ich bin auch schon sehr, sehr aufgeregt, ja.

00:06:54: Also, bald ist es soweit.

00:06:56: Ja, das

00:06:56: glaube ich.

00:06:57: Wenn ich vom Schiff runterkomme, dann geht's dann so richtig los.

00:06:59: Super getaktet, ne?

00:07:01: Absolut.

00:07:02: Von einem Wellengang in den nächsten, so zu sagen.

00:07:04: Richtig,

00:07:05: ja.

00:07:05: Alles auf einmal und zwar jetzt heißt es und du beschäftigst dich mit dem Thema adhs und darüber wollen wir heute auch sprechen.

00:07:13: Du recherchierst dazu ja auch dann jetzt eben eine ganze Weile.

00:07:16: Was genau ist eigentlich adhs?

00:07:24: Also genau das versuche ich mit meinem Buch so ein bisschen zu entschlüsseln, weil das ist eine Frage die oberflächlich relativ simpel zu beantworten ist.

00:07:33: Und dann hängt dann aber so ein Rattenschwanz dran an zusätzlichen Fragen und so tieferen Schichten, die da auch irgendwie so alle damit verbunden sind.

00:07:42: Also, ich meine, eine Definition können wir letztlich aus jedem klinischen Wörterbuch nachlesen.

00:07:47: Es gibt im gängigen Diagnoseverzeichnis DSM-V.

00:07:51: Da ist das eigentlich relativ klar definiert.

00:07:55: Also, die haben wir dann diese Kriterienlisten.

00:07:59: Und da kann man anhand von relativ konkreten Symptomen dann anschauen, liegt eine ADHS vor oder nicht.

00:08:04: Es gibt dann verschiedene Symptomgruppen und was dazu gehört ist Aufmerksamkeitsdefizite, Hyperaktivität und als damit verknüpften Bereichen auch Impulsivität.

00:08:16: Und dann sind dann verschiedene Symptome aufgelistet wie zum Beispiel Die Person folgt Anweisungen oft nicht vollständig oder scheint oft nicht zuzuhören, wenn direkt angesprochen, das wären so unaufmerksame Symptome oder aber hyperaktive oder impulsive Symptome, wie zum Beispiel die Person verlässt oft den Sitzplatz in Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird oder kann nur schwer warten, bis er oder sie an der Reihe ist.

00:08:44: Für Erwachsene gilt, wenn man dann fünf von neun unaufmerksame Symptome erfüllt oder aber mindestens fünf von neuen hyperaktivimpulsiven Symptomen, dann könnte man für diese Diagnose in Frage kommen.

00:08:58: Das kann man natürlich nicht selber feststellen, sondern sozusagen, das gehört dann in die Hände von einer Psychotherapeutin oder von einem Psychiater, das festzustellen.

00:09:07: Aber prinzipiell ist das alles relativ klar und auch möglichst objektiv definiert, so scheint es.

00:09:14: Okay, interessant.

00:09:15: Also DSMR-Fünf ist ein Manual, nachdem man quasi eine Art von Diagnosenmustererkennung machen kann, also in der man Diagnosen stellt.

00:09:21: Richtig, das ist quasi das offizielle Diagnoseverzeichnis der American Psychiatric Organization und auch sehr massgebend für die Forschung.

00:09:32: Und wenn man jetzt einfach so spricht von einer Störung, was genau stört denn ADRS?

00:09:38: Also wo genau liegt eine Störung sozusagen

00:09:41: vor?

00:09:43: Super interessante Frage, die du da stellst.

00:09:45: Bei vielen anderen Störungen liegt das ja relativ auf der Hand, dass das ein Problem ist.

00:09:52: Also, wenn wir über körperliche Erkrankungen nachdenken, da liegt das ziemlich auf der Hand irgendwie das Schnupfen, was nervig ist, was ich gerne loswerden möchte.

00:10:00: Bei psychischen Störungen wird das schon wieder interessanter.

00:10:05: Bei der Depression könnte man noch sagen, ja, irgendwie liegt das auch auf der Hand.

00:10:10: dass das irgendwie wahnsinnig leidvoll ist, jetzt jeden Tag extrem niedergeschlagen zu sein oder antriebslos zu sein.

00:10:16: Die Symptome, die unter den Label ADHS versammelt sind, bieten aus meiner Sicht schon wieder mehr Diskussionsstoff.

00:10:22: Wenn wir uns diese achtzehn Symptome für ADHS, wie sie jetzt zum Beispiel im DSM-V verzeichnet sind, anschauen, Da ist das nicht so ganz klar, dass diese Sachen alle so aus sich selbst heraus extrem leidvoll sind.

00:10:35: Sondern da habe ich eher das Gefühl, das sind Verhaltensweisen oder Erlebensweisen, die in bestimmten Kontexten zu Problemen führen.

00:10:43: Das ist immer quasi ein Clash zwischen individuellen Bedürfnissen und dem Setting der Umwelt.

00:10:48: Und auch vielleicht nach gesellschaftlichen Normen quasi, ne?

00:10:51: Genau.

00:10:51: Also, wenn da z.B.

00:10:52: steht so, hamplt oft mit Händen oder Füßen, ne?

00:10:55: Ja, also, wenn ich gerade ein Meeting bin, wenn meine Chefin hat, dann ist das eine schlechte Idee, machen.

00:10:59: Das wird wahrscheinlich nicht gut ankommen.

00:11:01: Wenn ich dann abends bei einem Rockkonzert bin, dann ist das wieder gar nicht so ein Problem, wenn ich da rumhanke.

00:11:08: Genau.

00:11:08: Oder zum Beispiel, ein Cataeum ist von irrelevanten Gedanken oft abgelenkt zu sein.

00:11:13: Das könnte man oft diskutieren.

00:11:17: Okay, wenn ich jetzt irgendwie gerade einen mathematischen Beweis irgendwie herleite, dann ist das vielleicht irgendwie wichtig, auch dann am Ball zu bleiben.

00:11:24: Aber für eine Künstlerin kann das auch was sehr, sehr Schönes sein, von sogenannten irrelevanten Gedanken abgelenkt zu sein und ermöglicht vielleicht auch so bestimmte Querverbindungen.

00:11:33: Ja.

00:11:33: Total.

00:11:34: Viele Dinge, die du ansprichst, wollen wir gleich noch mal genauer betrachten.

00:11:37: Eine Frage habe ich dazu noch.

00:11:39: Was genau ist eigentlich der Unterschied zwischen ADHS und ADS?

00:11:42: Weil das wird ja oft synonym verwendet, aber ist es dasselbe oder gibt es dann Unterschied?

00:11:46: Genau.

00:11:47: Also ADS ist im DSM-Fünf, also dem Diagnose-Manual gibt es das schon seit mal.

00:11:54: neunzehntelzehn und achtzig eigentlich gar nicht mehr, sondern das ist alles unter dem Label ADHS vereint.

00:12:01: ADS benutzen Leute oft, um dieses unaufmerksame Erscheinungsbild der ADHS zu beschreiben.

00:12:08: Also es wird gesagt, es gibt in der aktuellen Definition gar nicht mehr so diese verschiedenen Untertypen, sondern es wird gesagt, es sind Erscheinungsbilder, eine oder selben Störung, der man so nennen möchte.

00:12:20: Und es gibt einen eher hyperaktiv-imposiven Typ.

00:12:23: Da sind eben vor allem diese Symptome irgendwie sehr dominant.

00:12:28: Und es gibt einen unaufmerksamen Typ, Das sind Leute, die vielleicht gar nicht so in Erscheinung treten oder irgendwie auffallen und anecken durch irgendwie krass himmeliges Verhalten, aber die dann zerspül irgendwie sehr, sehr stark verträumt sind.

00:12:41: Und das wird ungasbar recht oft mit ADS bezeichnet.

00:12:45: Genau, aber aktuell nach DSM-Fünf zumindest taucht diese Kategorie eigentlich nicht mehr auf.

00:12:51: Du hast vorhin gesagt, bei Erwachsenen spricht man von XYZ, gibt es einen spürbaren Unterschied zwischen... älteren und jungen Menschen, wenn es zum ADS gibt, und gibt es einen Unterschied beispielsweise auch bei Geschlechter?

00:13:03: Zu weiten Themen können wir nach halbischt unterreden.

00:13:06: Wichtig interessant.

00:13:07: Diese Merkmale sind ja sehr situationsabhängig, aber auch natürlich abhängig von der persönlichen Entwicklung.

00:13:14: Und oft sind Erwachsene besser darin, bestimmte Tendenzen, die sie in sich spüren, irgendwie dann auch situationsangemessen anzupassen.

00:13:23: oder runterzuregeln oder sie finden bestimmte Weisen auch mit ihren Eigenheiten umzugehen und deswegen äußert sich bei Erwachsenen vieles auch ein bisschen subtiler.

00:13:35: als bei Kindern und Jugendlichen, auch wenn das vielleicht ganz ähnliche Sachen sind.

00:13:39: Also ich merke das bei mir selber, wenn ich jetzt zum Beispiel in einem Vortrag sitze, der mich überhaupt nicht interessiert, dann werde ich auch zappelig, dann wäre ich auch ein bisschen unruhig.

00:13:47: Ich würde jetzt aber auch nicht plötzlich aufstehen und durch die Gänge rennen.

00:13:51: Das hätte ich vielleicht mit acht noch gemacht, aber inzwischen, das wird ja schon irgendwie komisch aufgefallen.

00:13:57: Aber was ich zum Beispiel schlecht unterdrücken kann, ist dieses, dass ich dann immer meine Hände knete.

00:14:02: oder dass ich auf meinen Sitz runter rumrutsche, das kann ich da meinen besten Willen oft nicht so richtig unterdrücken, auch wenn ich dann damit anecke.

00:14:09: Also das heißt sozusagen, es ist dann eine Frage des Erkennens.

00:14:14: Erwachsene, vielleicht sind die Merkmale dieselben, aber Erwachsene sind eher in der Lage, sie zu unterdrücken.

00:14:19: Genau, oder vielleicht auch einfach ihr Leben so zu gestalten, im besten Fall würde ich sagen.

00:14:25: dass sie die Tendenzen, die sie in sich spüren, irgendwie auf eine Weise ausleben können, dass sie nicht so viel anecken.

00:14:32: Das hängt aber sehr davon ab, in welcher Situation man gerade ist.

00:14:36: Ich habe für das Buch verschiedene Interviews geführt mit Leuten in sehr, sehr unterschiedlichen Kontexten.

00:14:40: Also eine war eine Steuerfachangestellte.

00:14:43: Und die meinte, dass das einfach richtig schwierig ist, mit ADHS dann auch wirklich am Ball zu bleiben und z.B.

00:14:49: nicht die ganze Zeit aufzustehen im Steuerbüro und dann irgendwie rumzutanzen.

00:14:54: Bei anderen Berufen, also ich habe auch z.B.

00:14:56: einen Musiklehrer, der unterrichtet Klavierinterview und der meinte, dass er da z.B.

00:15:01: im Beruf überhaupt keine Probleme hat, sondern dass er damit aufgeht.

00:15:04: Ja,

00:15:06: interessant.

00:15:07: Es gibt auch die Möglichkeit, sein Leben quasi um diese... Störung oder Nicht-Störung herumzubauen im Prinzip.

00:15:14: Würde ich sagen, genau.

00:15:15: Und dem sind aber natürlich Grenzen gesetzt.

00:15:17: Also ich denke, das geht nicht für alle gleich gut.

00:15:20: Es kommt sehr darauf an, wie ich aufgewachsen bin, in welchen Kontexten bin und was meine Umwelt an Freiheitsgraden zulässt.

00:15:29: Ja

00:15:29: klar.

00:15:30: Wir kommen mal zu unserer ersten Rubrik in diesem Podcast.

00:15:32: Davon gibt es ja einige.

00:15:33: Dafür führen wir den Podcast eigentlich mit durch.

00:15:36: Und die erste Rubrik heißt Einsortiert.

00:15:40: Einsortiert.

00:15:44: Und dafür habe ich eine Studie gefunden, wo es darum geht, dass du die vielleicht ein bisschen einsortieren kannst.

00:15:50: Den Link zur Studie packen wir für alle, die es näher interessiert, natürlich einmal in die Shownauts.

00:15:55: Die Studie zeigt, dass ADRS-Medikamente solizidales Verhalten, Substanzmissbrauch, Kriminalität, Verkehrsverletzung und sich wiederholende, unfallbedingte Verletzungen senken.

00:16:07: Also ADRS-Medikamente in dem Fall sind dann wahrscheinlich, das könntest du vielleicht auch gleich nochmal sagen, was klassische ADRS-Medikamente sind, wahrscheinlich sowas wie Ritalin, jetzt mal ganz provokant gefragt, wenn man das hört.

00:16:19: Mit ADHS einfach Medikamente nehmen und dann ist alles super.

00:16:22: Ich meine, darüber streitet doch die Forschung und die Medizin seit Ewigkeiten, oder?

00:16:27: Ja, also interessanterweise würde ich sagen, das, was in diesem ganzen ADHS-Komplex am ehesten noch wirklich gut belegt ist, ist, dass die Medikamente, die üblicherweise gegeben werden, eine starke Wirkung haben.

00:16:42: Warum das genauso ist?

00:16:44: Das ist schon wieder eine ganz andere Frage.

00:16:46: Studien zeigen relativ zuverlässig, dass sich die Kernsyptome von ADHS durch Medikamentengabe deutlich reduzieren lassen.

00:16:54: Was das genau heißt, dazu können wir gleich nochmal, da können wir gleich nochmal genauer drauf zu sprechen kommen.

00:16:58: Ja gerne.

00:16:59: Also es ist dieses Jahr auch eine große Meta-Analyse rausgekommen.

00:17:04: Also falls ja eine Studie, die viele Einzelstudien vereint, um eine große allgemeingültige Aussage dazu treffen zu können.

00:17:12: Die belegt für Stimulanzien, das heißt zum Beispiel für Italien oder man würde auch sagen, wie TÜV-Vernidad.

00:17:18: Und für Amphetamin belegt das relativ gute Effekte, was die Kernsymptome angeht.

00:17:25: Kernsymptome heißt diese achtzehn Symptome, über die wir schon gesprochen haben, wie sie im DSM-Fünf stehen.

00:17:31: Also im Bezug darauf lässt sich das schon beobachten, dass sie dann zurückgehen, wenn man Medikamente nimmt.

00:17:39: Die Frage, die daran aber anschließt ist, ist das unbedingt das, was Betroffene immer brauchen?

00:17:47: Also, sind das wirklich die Dinge, an denen sie sich sehr stören?

00:17:50: Wenn Menschen mit ADHS Hilfe aufsuchen, haben die auch sehr, sehr unterschiedliche Baustellen.

00:17:56: Also, die kommen nicht unbedingt und sagen, ich bin total hibbelig, ich will, dass diese Hibbeligkeit aufhört.

00:18:01: Für manche vielleicht ja, klar.

00:18:03: Manche haben gelernt, das irgendwie so zu akzeptieren.

00:18:06: Manche genießen vielleicht sogar diesen Überschussenergie.

00:18:10: Aber manche haben dann auch stattdessen einfach Probleme mit, sagen wir, Selbstwertgefühl oder damit ihre Gefühle zu regulieren.

00:18:16: Oder sie haben Beziehungsprobleme oder Stress auf der Arbeit so.

00:18:20: Das Interessante ist, was jetzt auch diese Methanalyse gezeigt hat, zwar gehen die Kernsymptome runter, aber wenn wir uns die Lebensqualität anschauen, dann richten die klassischen Medikamente gar nicht so viel aus.

00:18:31: Also sie können nicht wirklich dauerhaft die Lebensqualität von Erwachsenen mit ADHS verbessern.

00:18:38: Interessant, ja.

00:18:40: Wenn man diese Studie mal zu Rate zieht, das würde bedeuten, wenn ich die richtig verstehe.

00:18:44: Es ist eigentlich so, dass diese Dinge, den Effekt, den man das spürt, also bezogen auf die Suizidrate oder auf die Kriminalität, dass es zwar diesen Effekt haben kann mit den Medikamenten, dass aber eventuell gleichzeitig andere Symptome oder andere Folgen des ADHS nicht davon betroffen sind.

00:19:02: Verstehe ich das richtig?

00:19:04: Was wirklich gut belegt ist, ist der Effekt auf die Kernsintur, die wir erwähnt haben.

00:19:08: Was darüber hinausgeht, das ist durchaus um Stritten oder vielleicht auch noch mal ein bisschen weiter auszuholen.

00:19:16: Wie weiß ich eigentlich den Effekt von einem Medikament nach?

00:19:19: Wie kann ich sagen, dieses Medikament verursacht wirklich diese und jene Besserung?

00:19:24: Da würde man ja klassisch sagen in der Medikamentenforschung, ich brauche im Idealfall eine randomisierte, kontrollierte Studie.

00:19:31: Das heißt, ich mache eine Untersuchung, wo ich Leute zufällig zwei verschiedene Gruppenzuweise.

00:19:38: Eine Gruppe kriegt ein Tazebo und die andere Gruppe kriegt den Wirkstoff.

00:19:42: Die Menschen wissen im Idealfall selber nicht so richtig, zu welcher Gruppe sie gehören.

00:19:47: Fußnote, das ist bei Stimulanzien schon relativ schwierig zu bewerkstelligen, weil man auch weiß, dass man gerade in Stimulanz genommen hat.

00:19:56: Die Studie, die du jetzt erwähnt hast von Litzang, die macht das nicht sondern die arbeitet quasi mit einem großen schwedischen Nationalregister, also quasi so einen großen Patientendatensatz und das ist super interessant.

00:20:10: ist ermöglicht aber keine so ganz eindeutigen kausalen Schlüsse, wie das eine kontrollierte, randomisierte Studie tun würde.

00:20:17: Die Studie, die versucht das so ein bisschen zu emulieren, also eine Art Simulation zu machen von so einer kontrollierten Studie, und geht da aus meiner Sicht auch relativ geschickt vor, sagt aber auch selber, wir können nicht völlig ausschließen, dass es letztlich andere Faktoren sind, also quasi Störfaktoren, die im Hintergrund wirken.

00:20:35: die diesen, diese guten Effekte verursachen, wie zum Beispiel, dass man weniger Unfälle hat oder dass die Suizidales Verhalten runtergeht.

00:20:43: Ich werde immer so ein bisschen vorsichtig mit solchen Schlüssen.

00:20:46: Es sind auf jeden Fall interessante Hinweise, aber ich würde nicht sagen, dass das so ein ganz klarer Beweis jetzt ist.

00:20:51: Ich würde sagen, aus so einer Einzelstudie kann ich eh nicht so richtig ableiten.

00:20:54: Ist es jetzt gut, Medikamente zu nehmen oder nicht?

00:20:57: Ich will mich da auch gar nicht so klar festlegen, sondern ich würde sagen, gerade bei Erwachsenen schaut selbst.

00:21:03: was das für einen Effekt auf euer Leben hat.

00:21:05: Manche Leute profitieren total davon Medikamente zu nehmen.

00:21:09: Für andere stellt sich dieser Effekt nicht ein.

00:21:11: Und wer wäre ich jetzt zu sagen, du musst das unbedingt nehmen oder auf gar keinen Fall solltest du das nehmen.

00:21:16: Das ist was, was jeder für sich selbst herausfinden sollte, im Idealfall auch unter der Gleitung von einer Psychiaterin oder einem Psychiater, dann ein bisschen zu gucken, welche Dosis passt zu mir, welche Tageszeiten sind gut, welches Präparat ist gut und möchte ich überhaupt Medikamente nehmen, ja oder nein.

00:21:32: Und da haben auch Betroffene mit ADH sehr unterschiedliche Umgang damit.

00:21:36: Also manche wollen überhaupt keine Medikamente nehmen, manche nehmen es täglich und ich gehöre zu einer dritten Sorte.

00:21:43: Ich nehme es ab und zu in bestimmten Situationen.

00:21:47: Zum Beispiel, wenn ich gerade sehr viele sehr monotone Studien zu lesen habe, dann ist das super.

00:21:53: Jetzt zum Beispiel hier gerade auf dem Schiff bei Sea-Watch brauche ich das gar nicht.

00:21:56: Da ist genug Stimulation, um dich herumzukommen.

00:21:58: Richtig.

00:21:59: Genau, da ist wirklich jeden Tag Action und da hatte ich jetzt noch kein einziges Mal das Gefühl, oh, ich muss jetzt mein Medikament, also in dem Fall das Dex am Phetamin nehmen.

00:22:10: Ein Begegneter immer wieder der Satz, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt, ADHS kann auch eine Superkraft sein.

00:22:16: Dann hört man meistens auch das verbunden mit bestimmten Klischees oder Vorurteilen in Richtung adhs bedeutet die Menschen sind kreativer.

00:22:25: Ist da irgendwas dran gibt es eine Seite.

00:22:29: Von adhs die sozusagen etwas Gutes hat.

00:22:32: Jetzt gehen wir gleich rein in die ganz kontroversen Themen.

00:22:35: Absolut.

00:22:35: Natürlich.

00:22:36: Genau.

00:22:37: Gerade auf Social Media begegten wir das sehr, sehr viel.

00:22:39: Es ist keine Störung, es ist eigentlich eine geheime Kraft, es ist ein Talent, es ist ein Geschenk.

00:22:47: Und ich verstehe das total, warum Leute auf diese Schlüsse kommen oder warum das vielleicht auch eine etwas angenehmere Erzählung ist.

00:22:55: Weil oft hören ja die Menschen, die das betrifft, sehr oft so was wie Du bist nicht okay so wie du bist.

00:23:01: Du bist zu viel.

00:23:02: Du bist zu laut.

00:23:04: Du kommst nicht mit.

00:23:05: Du bist nie so richtig da.

00:23:06: Und dann ist es auch sehr, sehr angenehm, deine Erzählung zu haben, die sagt, okay, ich bin irgendwie anders.

00:23:12: Ich bin besonders.

00:23:13: Und vielleicht auch in bestimmten Aspekten irgendwie besser.

00:23:18: Das Problem, was ich mit diesen Erzählungen habe, von wegen Superkraft, ist, Erstens empirisch kann man das gar nicht so richtig klar sagen.

00:23:26: Es gibt Menschen mit ADHS, die sind total kreativ.

00:23:30: Es gibt tolle Künstler und Musikerinnen mit ADHS natürlich.

00:23:35: Man kann das aber nicht so pauschalisieren.

00:23:37: Es gibt auch Menschen, die haben diese Diagnose ADHS und die haben keine geheime Superkraft, sondern die haben vor allen Dingen gerade erst mal ADHS und haben Probleme und suchen auch... nach einer Lösung oder nach einer Abhilfe dafür.

00:23:52: Dann findest du auch problematisch dann auch sozusagen, ja okay, aber eigentlich ist das, worunter du gerade leidest, was ganz ganz toll ist und das macht dich irgendwie auch zu einem cooleren Menschen.

00:24:02: Das kann im schlimmsten Falle wie ein Hohn wirken.

00:24:05: Total.

00:24:05: Es ist ja quasi auch so ein Versuch, so einen Umdenken zu machen von wegen, nein, nein, nein, das ist kein Defizit, sondern das ist eigentlich was Gutes.

00:24:13: Es bedient sich aber der gleichen Logik und bleibt damit so ein bisschen im gleichen Kreis des Unheils.

00:24:18: Weil, sozusagen, es geht immer noch darum, du bist gut, wenn du bestimmte Fähigkeiten und Skills hast.

00:24:24: Und das ist, wenn wir uns das genau überlegen, eigentlich Abelismus, zu sagen, ich bemesse den Wert eines Menschen in der Hand seiner Fähigkeiten.

00:24:32: Von wegen, ADHS ist eigentlich eine Superkraft und deswegen bist du ganz toll.

00:24:37: Ich denke aber, Menschen brauchen keine ganz tollen Fähigkeiten, um als Mensch irgendwie was wert zu sein, sondern sie sind es einfach schon deswegen, weil sie existieren.

00:24:47: Ja, guter Punkt.

00:24:48: Und auch genau das, worauf ich ein bisschen hinaus wollte mit der Frage, weil wenn ich alleine an mich selbst denke, wie viele Dinge mir begegnen beim Scrolling, wo man wirklich denkt, also da werden die abstrusesten Bezüge teilweise zur ADAS gezogen und im Prinzip dann auch wie so eine Art von Self-fulfilling Prophecy einem ja verkauft.

00:25:07: Also dieses, wie du schon gesagt hast, dieses Anderssein wird dann plötzlich in einen Kontext, in eine Erklärung gegeben, aber das ist im Zweifel natürlich eine... vielleicht sogar gefährliche Selbstdiagnose.

00:25:18: Gleichzeitig ist es ja aber so, dadurch steigen natürlich auch die Sensibilität dafür.

00:25:24: Also wie stehst du zu diesem Zwiespalt zwischen eigentlich eine Art von gefährlichem Hype und gleichzeitig ja eigentlich ein Bewusstsein und eine Akzeptanz schaffender Mechanismus?

00:25:35: Wenn ich auf Social Media gehe, kriege ich sehr, sehr viele speziell auf ADHS zugeschnittene Angebote und ich finde es wirklich totaler Wahnsinn, was da abgeht.

00:25:45: weil einfach sehr, sehr viele Merkmale dann irgendwie auf ADHS zugeschnitten werden.

00:25:50: Also es gibt da viele Beiträge im Sinne von, du weißt, dass du ADHS hast, wenn und dann kommt.

00:25:56: wenn du nicht gerne duschen gehst, wenn du immer wieder deine Handtücher verlegst oder deine Brille woanders hinlegst, wenn du große Stapel an Wäsche hast in deinem Zimmer.

00:26:05: Und das sind natürlich all Sachen, die ich auch sehr gut von mir kenne, wo ich aber denke, da finden sich natürlich dann sehr, sehr viele Menschen auch drin wieder.

00:26:13: Self-fulfilling prophecy, ne?

00:26:14: Ja, so ein bisschen, genau.

00:26:16: Das ist was sehr zwischspältiges, weil auf der einen Seite finde ich es total gut, auch als Psychologe natürlich, dass es mehr Konversationen gibt über psychische Schwierigkeiten oder Besonderheiten und dass sich Leute darüber austauschen.

00:26:31: Und ich denke, das schafft auch eine spannende Alternative jenseits von dem offiziellen psychiatrischen und psychotherapeutischen System.

00:26:41: um auch von Gleichgesinnten zu Gleichgesinnten auch über sowas ins Gespräch zu kommen.

00:26:48: Auf der anderen Seite ist es auf Social Media natürlich dann auch sehr sehr verknüpft mit diesen ganzen Mechanismen, die diese Plattformen nun mal an sich haben als kommerzielle Plattformen.

00:27:00: Also es geht dann auch sehr darum natürlich irgendwie reichweit zu generieren und mehr Likes zu generieren.

00:27:05: und dann werden dann auch auf Dinge dann zum ADHS Merkmal erklärt, wo man sagt okay, Warum geht es nicht her eigentlich?

00:27:13: Ich persönlich denke, die Diagnose wird so ein Stück weit weiter besponnen.

00:27:18: Also selbst wenn ich fachlich jetzt sagen muss, ganz viele Dinge stimmen überhaupt nicht mit der Definition aus dem DSM überein.

00:27:26: könnte man auch sagen, na gut, vielleicht ist das aber auch so eine Art Aneignung von unten, dass Leute versuchen, das weiter zu spinnen.

00:27:32: Also mein Vergleich ist immer so mit Fanfiction.

00:27:35: Das kennst du ja sicherlich, ne?

00:27:37: Die Fans eines Buchs oder eines Films schreiben dann selber kleine Geschichten und entwickeln dann, weiß ich nicht, bei Harry Potter noch eine kleine Romance zwischen Harry und Draco und so weiter und schreiben das selber fort.

00:27:51: Und auf ganz ähnliche Weise, finde ich, wird die Diagnose ADHS dann sozusagen auch von unten weiterentwickelt und um neue Aspekte ergänzt.

00:28:01: Und das ist vielleicht jetzt nicht alles exakte Wissenschaft, aber es ist ein sehr interessanter Vorgang, finde ich.

00:28:05: Total gut.

00:28:06: Vielleicht passt das auch zu unserer nächsten Kategorie und zwar ist es das Missverständnis.

00:28:18: Welches Missverständnis ist dir vielleicht auch bei deiner Recherche für das Buch bei der Arbeit an dem Buch?

00:28:22: Begegnet mit dem du aufräumen möchtest?

00:28:25: also welches Missverständnis existiert rund um adhs wo du sagst das muss weg.

00:28:35: Also mein ganzen Buch geht es eigentlich um verschiedene Mythen die mir sehr ärgern.

00:28:40: aber ich glaube so ein ganz zentrales ist dieses Entweder du hast es oder du hast es nicht Klar, nach DSM ist das so definiert.

00:28:50: Das ist eine Kategorie, in die man entweder fällt oder nicht.

00:28:53: Das ist vielleicht mal kurze Zwischenfrage.

00:28:55: Es ist kein Spektrum sozusagen, sondern es ist eine Ja-Nein-Sache.

00:29:00: Wenn wir nach den Diagnosen... nach dem Diagnose-Schlüssel gehen, dann ist es tatsächlich eine Ja-Nein-Sache.

00:29:06: Also ich kann vielleicht dann verschiedene Schwere gerade haben, aber erst mal genau die Diagnose trifft zu oder sie trifft nicht zu.

00:29:11: Auch im deutschen Krankenkassensystem ist es natürlich so, ein Diagnose-Schlüssel wird vergeben oder wird nicht vergeben.

00:29:18: Es gibt aber nicht so dieses Dazwischen.

00:29:21: Das heißt, das ist nicht als spektronefiniert.

00:29:23: Wenn wir uns aber empirisch anschauen, was da eigentlich wirklich abgeht, dann ist das letztlich so eine Art bunter Flickenteppich, eine Art Mosaik aus sehr vielen verschiedenen Merkmalen, die alle so dann als ADHS zusammengefasst werden, die aber nicht notwendigerweise miteinander einhergehen.

00:29:43: Also nur weil jemand sehr, sehr hibbelig und aufgedreht oft ist, heißt das nicht zwingen, dass er auch zum Beispiel mit Unaufmerksamkeit zu kämpfen hat oder umgekehrt.

00:29:54: Also es gibt da sehr viele Schwankungen von Mensch zu Mensch und zwei Leute können beide die Diagnose ADHS haben, obwohl sie kein einziges Merkmal miteinander teilen.

00:30:03: Umgekehrt kennen auch viele Leute, auf die diese Diagnose ADHS eigentlich nicht zutrifft, kennen verschiedene Merkmale an sich, wenn vielleicht auch in einem etwas sanfteren Stärkegrad.

00:30:13: Also die Übergänge sind da komplett fließend.

00:30:15: Ja, interessant.

00:30:17: Hast du noch ein anderes Missverständnis, was in die Kategorie passt?

00:30:19: Du hast gesagt, du hast mehrere.

00:30:21: Ich bin gespannt.

00:30:22: Ja, das kommt drauf an, wie tief wir gehen wollen.

00:30:25: So tief du möchtest.

00:30:27: Genau.

00:30:28: Ein anderes ist, da geht es vielleicht noch mal ein bisschen prinzipueller, was ist überhaupt eine psychische Störung?

00:30:34: ADHS erscheint oft wie so eine Art Erklärung.

00:30:38: Es ist auch Menschen, die diese Diagnose bekommen, die berichten oft davon, dass das für sie wie so eine Art Erweckungserlebnis ist und dass sie denken, okay, endlich habe ich dieses eine Puzzleteil, was mir gefehlt hat.

00:30:49: Und endlich ergibt mein Leben einen Sinn.

00:30:51: und jetzt erklärt sich alles.

00:30:53: Und dabei darf man nicht vergessen, dass eine Diagnose eigentlich erst mal nichts weiter ist als eine rein beschreibende Aneinanderreihung von verschiedenen Symptomen.

00:31:07: Es ist eigentlich keine Erklärung, sondern eher eine Art Beschreibung.

00:31:10: Die wird aber oft so behandelt, als wäre es eine Ursache.

00:31:13: Du musst da genau mal drüber Gedanken machen, es ist eigentlich ein logischer Zirkelschluss.

00:31:17: Ich sag so, okay, warum bin ich eigentlich die ganze Zeit so hibbelig?

00:31:20: Ah, ich hab's.

00:31:21: Es liegt an meiner ADHS.

00:31:23: Aber woher weiß ich dann eigentlich, dass ich eine ADHS hab?

00:31:26: Das liegt daran, dass ich immer so hibbelig bin.

00:31:31: Es ist eine Never-Ending-Story.

00:31:32: Aber auch ein total guter und spannender Gedanke, weil mir wird gerade klar ... Auch in unserem kurzen Gespräch, es gibt da wirklich so wahnsinnig viele Dinge, die auf eine Art unaufgeräumt sind, was natürlich auch ein bisschen zum Thema passt.

00:31:45: Aber also diese Missverständnisse, die auf der einen Seite von Menschen sind, die betroffen sind, gleichzeitig aber auch von Leuten, die schon diagnostiziert sind, also es wirkt fast so, als ob der Umgang damit so in den Kinderschuhen steckt, sag ich mal, obwohl es eigentlich die Diagnose oder vielleicht auch die ursprüngliche Diagnose ADS ja schon länger gibt.

00:32:06: Das ist total richtig.

00:32:07: Genau, die Diagnose gibt es offiziell seit deiner Zeit.

00:32:12: Gleichzeitig gibt es natürlich schon seit sehr, sehr langer Zeit Menschen, die ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legen oder erlebensweisen.

00:32:20: Gleichzeitig gibt es unglaublich viel Forschung.

00:32:22: Ich glaube, wir sind inzwischen bei über dreißigtausend Studien, die allein zum Thema ADHS veröffentlicht werden.

00:32:28: Zugleich gibt es sehr, sehr viele ungeklärte Fragen und relativ wenig so wirklich gesichertes Wissen, wo man sagen kann, Menschen mit ADHS sind auf jeden Fall so oder so oder haben bestimmte Merkmale im Gehirn.

00:32:43: Da ist vieles im Wagen und das finde ich irgendwie auch sehr, sehr interessant.

00:32:48: diesen Widerspruch.

00:32:51: Gerade wenn ich in populären Medien dann z.B.

00:32:53: in Zeitschriften oder auf Instagram so über ADHS mir was anschaue, dann scheint das oft so, als gäbe es einfach unglaublich viele Gewissheiten, was da z.B.

00:33:03: darum geht und angeht.

00:33:04: Wenn ich hingegen dann mal ein Fachartikel drüber lese, sind die auch sehr, sehr tastend, was in der einen Studie sich mal bestätigt hat, das tut es in der nächsten schon wieder nicht.

00:33:15: Und es gibt auch sehr viele kleine und inkonsistente Effekte und nichts Genaues weiß man nicht.

00:33:21: Und diese Diskrepanz, die finde ich einfach sehr, sehr interessant.

00:33:25: Total, ja.

00:33:26: Ja, und vor allem ist es ja tatsächlich so genau, wie du sagst, das Interessante ist ja dann nicht nur das Erkennen, die Diagnose, das ist ja im Umgang und auch vielleicht im gesellschaftlichen Umgang und auch dann im persönlichen Umgang ja nur der Staat.

00:33:40: Und das hast du, das ist ja das Interessante.

00:33:42: Also das ist so viel Uneinigkeit gibt schon auf dem Weg zur Diagnose, aber es ist ja eigentlich nur der Staat im persönlichen Umgang mit ADHS oder nicht.

00:33:50: Also ich meine, dann beginnt ja eigentlich wie gehe ich jetzt oder wie möchte ich mein Leben leben mit beispielsweise einer Therapie oder nicht?

00:33:58: Genau.

00:33:58: Also auch als werdender systemischer Therapie würde ich immer sagen, Eine Diagnose alleine nützt einem eigentlich noch nicht so viel dabei, jetzt bestimmte Schwierigkeiten im Leben anzugehen.

00:34:10: Das kann erstmal hilfreich sein, um das erstmal so ein bisschen zu ordnen und so eine grobe Orientierung zu haben.

00:34:15: Aber wenn ich konkret jetzt eine Psychotherapie mit jemandem mache, dann geht es nicht so sehr darum, dann die ganze Zeit ist das jetzt ADHS ja oder nein, sondern ich würde mir konkret anschauen, okay, Wie ist denn gerade dein Leben so aufgestellt?

00:34:29: Was hast du für Schwierigkeiten?

00:34:30: Was hast du vielleicht für unerfüllte Bedürfnisse?

00:34:32: Wie kann ich dich begleiten, um dann ein bisschen näher hinzukommen?

00:34:36: Und welche Diagnose jetzt da mit konkret verbunden ist, ist dann oft ein bisschen zweitrangig.

00:34:42: Kommen wir zum Abschluss nochmal zu zwei Rubriken, wo ich sehr gespannt bin.

00:34:45: Die eine könnte sich so ein bisschen von selbst erklären, weil wir eigentlich die ganze Zeit darüber geredet haben und sie heißt... Ein klassischer Begriff, glaube ich, wenn es um ADS geht, ist ja auch immer der Hyperfokus.

00:35:01: Und was mir interessieren würde, ist, wo hast du zuletzt deinen Hyperfokus draufgelegt?

00:35:04: Wo bist du mal so richtig?

00:35:05: Du hast dich richtig tief reingefuchst, reingenördet.

00:35:09: Ich vermute es ist ADHS, aber gibt es einen Teilbereich, ein spezifisches Gebiet?

00:35:13: Genau.

00:35:13: Also erstmal diese ganze ADHS-Forschung, das ist quasi das, womit ich mich jetzt von Januar bis ungefähr Juli durchgängig beschäftigt habe und wo ich dann auch so die Wochenenden dann auch mir dann einfach in der Bibliothek irgendwie um die Ohren geschlagen habe und dann irgendwie Studien gelesen habe, statt irgendwie Freunde zu treffen.

00:35:35: Also das könnte man durchaus als Hyperfokus bezeichnen.

00:35:37: Vielleicht noch als Fußnote dazu.

00:35:40: Auch Hyperfokus ist kein so ganz exklusives ADHS-Merkmann.

00:35:44: Das kennen viele Menschen mit ADHS, das kennen aber auch viele Menschen ohne ADHS, dass sie sich so ganz krass in bestimmte Themen rein vertiefen können.

00:35:54: Ja, da sind wir wieder bei diesem Verschwimmen, wo diese Begriffe etwas schwammig benutzt werden und vielleicht falsch zugeteilt werden.

00:36:02: Die eine weitere oder die letzte Kategorie, die mich sehr interessieren würde, du hast gerade schon erzählt, wie tief du dich in Studien reingegraben hast.

00:36:09: Du hast auch mehrfach angemahnt, dass es wichtig ist, völlig zu Recht, auch Meterstudien zu verstehen und dass es Meterstudien gibt und dass man Studien korrekt durchführt.

00:36:18: Die letzte Kategorie ist allerdings... Daraus mache ich eine Wissenschaft.

00:36:26: Und ich will dich fragen, gibt es irgendwas in deinem Leben, was krass unwissenschaftlich ist?

00:36:30: Also wo du wirklich sagst, den Aberglauben, den du hast oder irgendwas, wo du dich daran feststellst, was wirklich gar nicht wissenschaftlich ist?

00:36:36: Also ich sag mal so mein... Ich liebe Wissenschaft und ich verbringe großen Teil meines Lebens damit, Wissenschaftlerinnen zu interviewen, Studien zu lesen, mir darüber Gedanken zu machen.

00:36:48: Aber mein ganz privates Leben richte ich jetzt nicht unbedingt an wissenschaftlichen Erkenntnissen aus, sondern bin da oft sehr so spontan, so wie es passt.

00:36:59: Ich weiß zum Beispiel, wie ich mich gesund ernähre, was da alles dazugehört.

00:37:04: Und trotzdem passiert es manchmal, dass ich nachts um drei dann irgendwie einen fettigen Burger mit Pommes essen.

00:37:09: Obwohl ich weiß, dass das eine total schlechte Idee ist.

00:37:11: Und das mache ich dann einfach.

00:37:12: Es sei

00:37:13: dir gegönnt.

00:37:14: Es sei dir gegönnt.

00:37:18: Alles auf einmal und zwar jetzt heißt dein Buch erscheint wie gesagt am achtzehnten neunten also wenn wir erscheinen ist ist schon draußen.

00:37:25: also ich vermute mal du sprichst wahrscheinlich nicht nur Menschen an die adhs haben sondern so wie ich das verstehe was ich gelesen habe räumst du eben mit sehr vielen missverständnissen auf.

00:37:33: oder

00:37:34: genau mein kledo je ist es wirklich die eigenschaften die aktuell unter diesem label adhs verbunden sind bisschen auch über die Diagnose selbst hinauszudenken und zu gucken, was steckt eigentlich dahinter?

00:37:47: Warum ecken gerade viele Leute mit genau diesen Sachen an?

00:37:52: Liegt das wirklich nur daran, dass die jetzt irgendwie zum Beispiel anders verdrahtet sind, ein anderes Gehirn haben?

00:37:59: Oder hat das auch viel zu tun mit den Arbeitswelten und Lernwelten, in dem wir es befinden und zeigt das vielleicht auch an, dass da was nicht stimmt und dass sich vielleicht auch gesellschaftlich da was ändern sollte?

00:38:12: Solchen Fragen gehe ich nach und wage auch so ein bisschen den Blick, okay, wie könnte eigentlich eine Gesellschaft aussehen in der Eigenschaften, die als ADHS-Typ bestellten, vielleicht auch was sehr Schönes sind und nicht unbedingt nur was für Störung und für Ärgersorg, weil ich denke, solche Sachen wie Reizoffenheit oder so ein Denken in Spiralen oder so ein vernetztes Denken, oder auch so ein Energieüberschuss könnten eigentlich auch was total Schönes sein.

00:38:45: Und wie könnte man die Welt ein bisschen mehr gestalten, dass diese Tendenzen, die letztlich irgendwie in allen von uns stecken, mehr oder weniger, auch mehr zum Tragen kommen?

00:38:54: Also Neurodiversität als eine Chance für die Vielfalt verstehen,

00:38:59: ja?

00:38:59: Wenn man so will, ja, genau.

00:39:00: Das ist eine Neurodiversität, da ist noch ein eigenes Kapitel.

00:39:03: Da habe ich dann auch noch ein paar Anmerkungen.

00:39:05: Aber ich weiß nicht, ob wir das fast jetzt noch aufmachen wollen.

00:39:09: Wir machen es beim nächsten Mal auf.

00:39:11: Und da freue ich mich jetzt schon drauf, weil das hat mir großen Spaß gemacht.

00:39:15: Ich bin dir sehr dankbar, dass du der erste Gast in unserem Forschungsbriefing warst.

00:39:19: Ich wünsche dir sehr viel Erfolg mit dem Buch und ich fühle mich geehrt, dass du mit mir als Erster sozusagen drüber gesprochen hast.

00:39:24: Ganz vielen Dank und toll, dass du dabei warst.

00:39:27: Danke dir Jonas und genau, es hat mir jetzt auch richtig viel Spaß gemacht und du warst ein toller Host und genau, auch alles Gute für euer Podcastvermarkt natürlich.

00:39:36: Vielen Dank und natürlich Schiff Ahoi, ganz wichtig.

00:39:38: Danke.

00:39:39: Dann tschüss.

00:39:44: Das ist Stand der Forschung und ihr hört das Forschungsbriefing Nummer eins.

00:39:48: Mein Name ist Jonas Ross und ich freue mich, dass Sie dabei waren.

00:39:52: Ich hoffe, das sind Sie auch beim nächsten Mal.

00:39:55: Und wenn Ihnen der Podcast gefallen hat, dann abonnieren Sie diesen Podcast und verpassen Sie keine der weiteren Folgen.

00:40:00: Und noch besser, lassen Sie gerne eine Bewertung da.

00:40:04: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.